Heute möchte ich Dir zeigen, wie Du ein normales Strickmuster für die Strickmaschine übersetzt. Als Beispiel zeige ich Dir gleich mal wie das Hebemaschenmuster meines
Frühlingspullovers funktioniert.
1. Das Grundmuster
Zunächst sollte man sich anschauen, welches das Grundmuster des Strickstückes ist. Die Strickmaschine kann üblicherweise nur linke oder rechte Maschen stricken - je nachdem wie man das fertige Strickstück dreht. Du musst Dir also vorher anschauen, ob Dein Projekt linksflächig gearbeitet wird, dann schaust Du beim Arbeiten auf die Vorderseite, oder ob es rechtsflächig gearbeitet wird, dann schaust Du auf die Rückseite.
Mein Pullover wird linksflächig gestrickt, sodass ich auf die Vorderseite schaue.
Alle Abweichungen vom Grundmuster müssen von Hand gemacht werden - dazu zählen zB rechte Maschen, Zu- und Abnahmen, Umschläge usw. Du musst also entscheiden an welchen Stellen Du etwas tun musst.
2. Die Abweichungen
Abweichungen sind alle Punkte, an denen nicht in Deinem Grundmuster gestrickt wird. Dabei musst Du bedenken, dass eine normale Strickarbeit aus Hin- und Rückreihen besteht und das Strickstück gewendet wird.
In meinem Fall sind die Hinreihen links und die Rückreihen rechts zu stricken - so entsteht dann normalerweise insgesamt ein linksflächiges Strickstück. Da ich aber mein Strickstück nicht wende, sind alle Rückreihen automatisch auch links. Ich brauche mir also nur anschauen, was davon abweicht.
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Ich habe in meinem Strickstück sowohl 4 Umschläge in der 3.-6. Reihe als auch eine rechte Masche in der 7. Reihe. Die Umschläge sollen auf der Rückseite liegen und die rechte Masche muss ich ebenfalls per Hand arbeiten, da sie in einer sonst linken Reihe liegt.
Neben den Musterreihen werden in meinem Pullover natürlich auch noch Zu- und Abnahmen gemacht. Das sind ebenfalls Abweichungen, die natürlich von Hand gearbeitet werden müssen, aber hier konzentrieren wir uns mal auf das Muster und nur zweitrangig auf die Änderungen bei der Passform.
3. Die Maschenprobe
Nachdem Du nun weißt welche Abweichungen Du hast, musst Du auch wissen, wo diese sind. Gerade bei der Strickmaschine ist eine Maschenprobe ganz wichtig. Durch das Nadelbett und die Gewichte am Strickstück ist ein Nachmessen während des Strickens nahezu unmöglich, sodass Du unbedingt eine Maschenprobe (einschließlich waschen und spannen) machen solltest. Da die Maschengröße an der Strickmaschine eingestellt wird, bleibt diese über das gesamte Strickstück unverändert und daher ist so eine Maschenprobe perfekt um daran Berechnungen vorzunehmen.
4. Berechnungen und Notizen
Die Strickmaschine zählt die Reihen für uns ganz brav mit, sodass es sich empfiehlt sich vorab Notizen über die Reihen zu machen. So kann man entspannt bis zum jeweils nächsten Punkt arbeiten und auch jederzeit das Stricken unterbrechen und wieder aufnehmen ohne den sprichwörtlichen Faden zu verlieren.
Vieles ist nun nur schnöde Mathematik. zB soll ich mit 10cm Bündchen beginnen. Bei 5 R. pro 1cm, kann ich die ersten 50 R. als Bündchen einrechnen. Das Muster wiederholt sich alle 20 R. also in Reihe 50, 70, 90, 110, usw. Daneben notiere ich mir die Reihenzahlen von Ab- und Zunahmen sowie ggfs. Farbwechsel. Du kannst also sowohl Reihen- als auch Längenangaben notieren und hast immer ein perfektes Ergebnis. Zudem hast Du Dich schon einmal von Anfang bis Ende durch Dein Projekt durchgearbeitet und brauchst nun keine unliebsamen Überraschungen mehr fürchten.
5. Das Arbeiten am Strickstück: Umschläge
Falls Du ein Muster noch nie gemacht hast, empfehle ich Dir neben der Maschenprobe auch eine Musterprobe, um eventuellen Übersetzungsfehlern vorzubeugen. Mit unterschiedlich farbigen Fäden kommt man Fehlern besonders schnell auf die Schliche. Und das zeige ich mal am Beispiel meines Musters, dazu beginne ich mit den Umschlägen.
Umschläge werden auf der Strickmaschine erzeugt, indem die jeweilige Nadel, bei der statt Maschen Umschläge gestrickt werden sollen, inaktiv gesetzt wird. Dazu werden die Nadeln nach vorn geschoben. Der Faden wird nun einfach vom Schlitten über die Masche aus der 2. Reihe gelegt. Das passiert viermal für 4 Umschläge. Oben auf dem Bild seht ihr schon die inaktiven Nadeln, die aus dem Nadelbett nach vorn geschoben wurden. Nach dem Anstricken der 3. Reihe sieht das dann so aus:
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Eigentlich würde man nun die vier Umschläge stricken, hinter die Masche fallen lassen und dann weiterstricken, aber da ist noch diese rechte Masche. Eine rechte Masche muss von Hand gehäkelt werden. Dazu wird eine linke Masche fallen gelassen und als rechte Masche hochgehäkelt. In diesem Fall spare ich mir das Fallen lassen und häkle ich die rechte Masche aus einem fünften Umschlag, sodass es nach der 7. Reihe also so aussieht:
Nun wird die abzustrickende Masche aus der 2. Reihe mit der Arbeitsnadel unter den Umschlägen hervorgezogen.
Die Maschinennadel wird nach hinten gezogen, sodass die Umschläge fallen gelassen werden und die Hebemasche vor den Umschlägen liegt.
Übrigens würde bei einem rechtsflächigen Strickstück die Hebemasche auch nach vorn gezogen, aber dann in die Maschinennadel gelegt werden, damit diese die Hebemasche hinter die Umschläge zieht.
6. Das Arbeiten am Strickstück: Rechte Maschen
In diesem Fall fehlt noch die rechte Masche. Rechte Maschen [oder eben linke, wenn man ein rechtsflächiges Strickstück hat] müssen grundsätzlich von Hand gehäkelt werden. Es gibt auch Hilfsmittel wie ein Doppelbett [dabei wird ein zweites Nadelbett gegenüber gelegt], einen
Elektrikschlitten oder einen Wendekamm, um das gesamte Strickstück umzudrehen. Da wir hier nur einzelne rechte Maschen haben, werden die aber per Hand gearbeitet.
Du hast die abzustrickende Masche auf der Arbeitsnadel und lässt sie hinter den kleinen Dorn rutschen. Mit der Nadel holst Du den Faden, lässt den Dorn zuklappen und ziehst den Faden durch die Masche.
Nachdem das bei allen Umschlägen erledigt wurde, werden alle Nadeln wieder in Strickstellung gebracht und können linksflächig weiterstricken bis das Muster erneut wiederholt wird.
Damit ist dann das Hebemaschenmuster fertig und sieht einfarbig aus wie beim
Frühlingspullover. Ich hoffe, die Anleitung war verständlich und hat Dir ein bisschen Freude bereitet. Falls noch Fragen offen geblieben sind, nur immer her damit.